20 Jahre
stummer schrei

Das Kulturfestival im Zillertal

Ein Dach, unter dem Visionen und Träume verwirklicht werden

Das Kulturfestival „stummer schrei" feiert 2024 sein 20-jähriges Jubiläum. Begonnen mit einer Vision, ist das Festival mittlerweile ein Fixpunkt des kulturellen Lebens im Zillertal mit abwechslungsreichem Programm. Im Jubiläumsjahr dreht sich alles um Volkstheater und Volksmusik.

Jubiläumsjahr 2024

20 Jahre „stummer schrei" heißt es 2024. Ein Grund, um zu feiern. Und das wird im 20-jährigen Bestandsjahr kräftig getan. Ganz unter dem Motto „z'ommkemmen und huagachten" wird das Festival am 15. Juni mit einem Fest im Stadl eröffnet. Für Top-Unterhaltung sorgt dabei die „Sündencombo".
Der neue künstlerische Leiter hat sich dem Volkstheater verschrieben, setzt drei Theater-Eigenproduktionen, darunter ein Jugendtheaterstück, sowie ein Gastspiel aufs Programm. 

Theater, Kabarett, Film

Im Festival-Stadl kommt Ekkehard Schönwieses „Gwissen" unter der Regie von Edwin Hochmuth zur Aufführung. Es spielen: Heinz Tipotsch, Fritz Gasser, Elisabeth Kreidl, Chiara Rohrmoser, Christian Unterberger, Susanne Schartner, Simon Keiler, Günter Jaritz, Bernhard Eberharter und Christina Wurm. Premiere ist am 22. Juni, weitere Vorstellungen am 27., 28., 29. Juni, 13., 19., 23., 24., 26., 30., 31. Juli, 3. August.

Die Handlung des Stücks, basierend auf Ludwig Anzengrubers „Der G'wissenswurm", wird bei Schönwiese ins Jahr 1930 versetzt. Der Inhalt der Bauernkomödie ist Kult: Nach einem Schlaganfall plagt den reichen Bauern Grillhofer aufgrund einer vor 25 Jahren begangenen Sünde – obwohl er verheiratet ist, hat er mit seiner Magd ein Kind gezeugt und sie mit diesem sitzen lassen - der „G'wissenswurm“. Schwager Dusterer rät ihm, zur Buße auf allen Besitz zu verzichten, in die Stadt zu ziehen, Messen für sein Seelenheil lesen zu lassen und ihm seinen Hof zu vererben. Der Bauer hält Magd Magdalen mittlerweile für tot, hat ihm doch sein Schwager erzählt, dass er sie in der Hölle schmachten gesehen hätte, nur zu retten durch Bußfertigkeit ihres Verführers. So ist Grillhofer bereit, auf Dusterers Vorschlag einzugehen. Doch dann erscheint die junge Horlacher-Lies auf dem Hof, erhebt, von ihrer Mutter beauftragt, Erbschaftsansprüche, und das Schicksal nimmt einen ganz anderen Lauf.
Für Ekkehard Schönwiese war der Zorn über die Verprimitivisierung und Verlustigung der „bäuerlichen Komödie" Anlass zu versuchen, die Typen aus Anzengrubers „G'wissenswurm" als Charaktere zu definieren, also widersprüchlich in ihren Verhaltensweisen, lernfähig und ohne die Verurteilung des Dusterers als bösen Clown. „So gut wie alle Figuren haben ein schlechtes Gewissen, sind deshalb unfrei, und sie machen durch Läuterung (Aufklärung) mehr oder minder einen Prozess zur Befreiung von jenen Ängsten durch, die vom schlechten Gewissen geschürt werden."

Im Theatersaal Tipotsch wird er über SEIN Leben mit ihm, über die letzten drei Jahre SEINES Lebens, über die letzten drei Jahre seines eigenen Lebens reden. Er über IHN, den König der Juden, von dem und ihm selbst er viel erwartet hat. Über den Meister, den er an jenem Abend mit einem Kuss begrüßt und nicht mit seinem Namen, sondern mit seinem Titel angesprochen hat.
In ihrem Schauspiel „Judas" verleiht die niederländische Autorin Lot Vekemans dem nie hinterfragten „Verräter" eine Stimme, lässt ihn seine Geschichte erzählen, seine Sicht der Dinge darlegen. Die Dramatikerin eröffnet eine neue Perspektive und regt an, sich mit offenen Fragen zur Thematik auseinanderzusetzen. Denn was wäre wohl gewesen, wenn Judas in Gethsemane bei Jesus geblieben wäre? Was wäre aus jedem der beiden, was aus uns allen, was aus dem Christentum geworden?
Uraufgeführt worden ist das Monologstück 2007 im „Theater de Toneelschuur" in Haalem, gefolgt von der deutschen Erstaufführung 2012 in den Münchner Kammerspielen und der Inszenierung des Volkstheaters Wien 2018 im Bildungszentrum St. Bernhard. Premiere in Stumm hat „Judas" mit Marcus Freiler und unter der Regie von Gerhard Salchner am 12. Juli, weitere Vorstellungen folgen am 14., 16., 17., 28. Juli und 1. August.

Für Jung und Junggebliebene wird im Festival-Stadl Dorfbäck „Das Kind von Noah" aufgeführt, verfasst von Thomas Stiegler nach dem gleichnamigen Roman von Éric-Emmanuel Schmitt. Ein berührendes Jugendtheaterstück über Toleranz, Güte, Menschlichkeit und das Geheimnis der Weltreligionen mit rund 15 bis 20 Jugendlichen aus Stumm und Umgebung unter der Leitung von Thomas Stiegler. Dieser hat für seinen langjährigen Einsatz für das Theatergeschehen in Stumm, auf Vorschlag der Gemeinde, zum „Tag des Ehrenamts“ im Bezirk am 8. November 2023 in Schwaz aus der Hand von LH Anton Mattle die „Tiroler Ehrenamtsnadel in Gold“ verliehen bekommen. 
Zum Inhalt von „Noah“: Der jüdische, erst sechsjährige Joseph muss im besetzten Belgien untertauchen. Ob er seine ohne ihn geflohenen Eltern jemals wiedersehen wird, weiß er nicht. Mit gefälschten Papieren überlebt Joseph – gemeinsam mit weiteren Jugendlichen - in der „Gelben Villa" des Paters Bims. Von diesem erfährt er außerdem, dass er ein Kind von Noah ist, ein jüdischer Junge, der dazu beitragen soll, dass, trotz aller Bedrohung in der Welt, sein Glaube lebendig bleibt. Premiere ist am 4. Juli, weitere Aufführungen folgen am 9., 10. Juli sowie 8., 9. 10. August.

Kinofeeling herrscht am 5. Juli im Festival-Stadl Dorfbäck. Das Filmerlebnis „Im Silberreich – Das Netz der Fugger" führt hinein in die Zeit um 1520, in die Welt des Silberbergbaus rund um Schwaz und zeigt zugleich dessen Schattenseiten auf. Die Region damals ist geprägt vom Silber- und Kupfer-Abbau sowie der dazugehörigen Industrie. Doch mit der Ankunft der Fugger, der Augsburger Unternehmerfamilie, die im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit als eine der wichtigsten deutschen Handelsdynastien gelten, verschwinden die Tiroler Gewerke. Damit brechen im „Silberreich" neue Zeiten an, die Reichtum, Armut, Macht und Ohnmacht mit sich bringen. Imperien werden gekauft, Kriege finanziert – alles mit dem Schwazer Silber.
Ein Film von Anita Lackenberger und Gerhard Mader mit „stummer schrei"-Gründer Roland Silbernagl, Martin Leutgeb, Kristina Sprenger, Priska Teran, Josephine Bloéb, Jakob Mader, Bernhard Wolf sowie 250 Darstellerinnen und Darsteller aus der Region.

Hart ins Gericht mit mutloser Politik, Banken, Irrläufern des Lobbyismus, Immobilien- und Grundstückspekulanten sowie deren Wegbereitern geht am 6. und 7. August im Festival-Stadl Markus Koschuh in seinem Kabarett-Solo „wOHNMACHT“, für dessen Programmidee er 2022 das „Österreichische Kabarettstipendium" erhalten hat. „wOHNMACHT“ - ein Empörungsprogramm in Sachen Wohnen, das aufzeigt, aufrüttelt und aneckt oder ein eindringlicher, kabarettistischer Weckruf an die Politik und irgendwie auch ein Hilferuf, stellvertretend für viele. Penible Recherche, satirische Überhöhung, aberwitzige Rasanz und Körperlichkeit sind charakteristisch für Koschuhs Programme und zeichnen ebenfalls dieses Kabarettstück aus. Regie: Harald Windisch und Klaus Rohrmoser, Sounddesign/Licht/Ton: Tom Neumayr

Rund um Wort und Klang
Sie berührt mit Musik die Seele – wenn sie spielt, lässt die junge Pianistin Viktoria Hirschhuber eintauchen in ihre rundweg eigene Klangwelt. Der ergreifende Klang der Brucknerorgel hat bei der erst dreijährigen Viktoria die Liebe zur Musik entfacht. Seit sie dann mit acht Jahren ersten Klavierunterricht erhalten hat, beschreitet sie ihren musikalischen Weg mit viel Freude, Disziplin und Konsequenz: 15-jährig ist sie als Jungstudentin an das Mozarteum in Salzburg aufgenommen worden, 18-jährig hat sie bereits mit dem „Georgischen Staatsorchester“ am Schwarzen Meer konzertiert. Ihre Konzertfach-Studien in Salzburg (Bachelor und Master bei Prof. Pavel Gililov) hat die 26-jährige Schwazerin mit Auszeichnung und Bestnoten abgeschlossen. Derzeit vervollkommnet sie ihre pianistischen Fähigkeiten beim renommierten Pianisten Konstantin Scherbakov an der Zürcher Hochschule für Künste. 
Bei ihrem klassischen Klavierkonzert am 30. Juni im Festival-Stadl wird das „prima la musica“-preisgekrönte Ausnahmetalent und die Förderpreisträgerin der Eva-Lind-Musikakademie 2017 mit einem erlesenen Programm (Werke von R. Schumann, F. Liszt u. a.) erneut im Zuge des Kulturfestivals „stummer schrei“, wo sie schon 2021 und 2022 aufgetreten ist, aufhorchen lassen.

Maria Ma ist als Hackbrett-Solistin sowie mit ihren Ensembles Maria Ma Terzett, INNANNA und MaWieHold unterwegs und hat ihren ganz eigenen Klang entwickelt. Mit ihrem Partner Gottfried Jaufenthaler hat die Tiroler Musikerin 2004 den Grundstein für eine offene Trommelgruppe in Innsbruck gelegt, die „Free Beat Company", die sie seitdem zusammen leiten. Mit „Free Beat" geben sie Menschen die Möglichkeit, Teil einer musizierenden Gemeinschaft zu sein und sind dafür 2012 mit dem „Arthur Haidl Preis" und 2017 mit der „Goldenen Ehrennadel der Stadt Innsbruck" ausgezeichnet worden. 
Ein literarisch-musikalisches Ensemble hat Maria Ma 2010 gemeinsam mit Schauspieler Ludwig Dornauer gegründet - zuvor sind Maria Ma, Gottfried Jaufenthaler und Ludwig Dornauer als Trio „Urklang" aufgetreten und haben mit tiefsinnigen Texten, unterstrichen mit Klangkunst auf unterschiedlichen, ungewöhnlichen Instrumenten, das Publikum begeistert. Durch die neue Formation hat Maria Ma einen vollkommen neuen Zugang zu ihrem „ersten" Instrument, dem Hackbrett, bekommen und ist mit ihrem unverwechselbaren Stil in eine völlig neue musikalische Freiheit aufgebrochen. Unverwechselbar ist ebenso die Stimme von Ludwig Dornauer, der unter anderem seit 1989 freiberuflich als Autor sowie für Film und Fernsehen tätig ist und seit 1995 als Sprecher und Radiomoderator im ORF-Landesstudio Tirol. Die angenehm-markante Stimme des Zillertalers hat ihm den Beinamen „Die Stimme Tirols" eingebracht. 
Eine „Lesung mit Musik" erfüllt den Festival-Stadl Dorfbäck am 6. Juli mit besonderer Klangfarbe. Unter dem Titel „Weitergiah" liest Ludwig Dornauer aus seinen Texten, Maria Ma begleitet am Hackbrett.
„ES WOA SCHEE" – Mit einer Hommage an Georg Danzer lassen Maria Ma Terzett feat. Ulli Bäer am 20. Juli den Festival-Stadl erklingen. Eben ganz „schee", ganz „schian".

„Tschejefem" - bringen am 21. Juli mit ihrem Programm „Rosmarie" den Festival-Stadl zum Beben. Die drei kreativen Musiker/-innen aus Oberösterreich und Kärnten realisieren auf der Bühne ihre Ideen und Träume, hauchen ihren Arrangements pure Lebensenergie ein, faszinieren ihr Publikum mit ihrer Leichtigkeit und Freude und nehmen es mit auf eine facettenreiche, lebendige, überraschende Klangreise, die durch verschiedene Nationen und Genres führt. Sie singen in einem Alt-Wienerlied von Fiakern & Leibjodlern, in Jazzstandards von der Sonnenseite des Lebens und davon, dass „mit etwas Liebe“ im Leben alles leichter von der Hand geht. Bei den Liedern bringt Johanna Dumfart ihre weiche Stimme zum Einsatz, Fabian Steindl verzaubert auf der Zither und Michael Dumfart wechselt zwischen Bassklarinette, Stimme und seiner „singenden" Klarinette.

Am 4. August darf sich das junge Publikum im „stummer schrei"-Festival-Stadl über ein Kinderprogramm mit dem „RatzFatz"-Duo freuen. „RatzFatz" – das sind die Tiroler Musiker Ratz und Fatz alias Hermann Riffeser und Frajo Köhle. In ihren Programmen „Musik zum Zuhören und Mitmachen“ für kleine und große Ohren verbinden die Liederfinder Clownerie, Poesie und Wortwitz mit anspruchsvoller, handgemachter Musik. Ihr Markenzeichen sind instrumentale Vielfalt und theatrale Elemente, ihre vier Familienprogramme haben sie auf unzähligen Bühnen in Österreich, Deutschland und Südtirol gespielt.

Mit „Alpingroove“ klingt das Kulturfestival „stummer schrei“ am 11. August aus, wenn das Oberländer Quartett „SALTBRENNT“ um 20 Uhr im Festival-Stadl Dorfbäck aus Blues, Funk und Volksweisen seine ganz persönlichen Delikatessen extrahiert und zu einem musikalischen Mischgetränk fusioniert. „Saltbrennt – Selbstgebrannt“ steht für selbstgemachte Musik, verfeinert mit verschiedensten Genre-Aromen und einem Hauch Männergesangsverein. Das Publikum darf sich an diesem Abschlusskonzert also auf „Dialekt-Groove“ vom Feinsten freuen, bestechen doch Christoph Kuntner (Gesang, Gitarren), Christian Deimbacher (Gesang, Mundharmonikas, Tuba), Fabian Möltner (Gesang, Bässe) und Jakob Köhle (Gesang, Schlagzeug) mit musikalischer Raffinesse und vierstimmigem Charme auf Englisch, Deutsch und Tirolerisch.

Ein Sommerspielstätte mit Theateraufführungen, Musik, Lesungen, Ausstellungen, Filmvorführungen und vielem mehr wollte Schauspieler Roland Silbernagl in Stumm etablieren. Ein Festival für die Region und über deren Grenzen hinaus. Ein kultureller Aufschrei. Ein Gegenpol zur traditionellen Kultur, jedoch keineswegs, um diese infrage zu stellen, sondern um das Kulturspektrum zu erweitern und „etwas abseits vom Mainstream" zu unterhalten. Platz sollte sein für Traditionelles & Altbewährtes, Neues & Experimentelles sowie für Stoffe, die für die Region bearbeitet oder mit Geschehnissen aus der Region aufgearbeitet werden.
Silbernagl fand Gleichgesinnte und gründete 2003 den Kulturverein „stummer schrei" mit ihm als künstlerischen Leiter und Regisseur, Martin Flörl als musikalischen Leiter, Ekhart Nocker als Obmann, Mike Kröll als Schriftführer, Stefan Angerer als Kassier und Helmut (Pepi) Schellhorn als dessen Stellvertreter. 
„Immer wenn Menschen sich treffen und einem kulturellen Ereignis beiwohnen, entstehen Freiräume für Körper, Geist und Seele. Eine Vision schwebt uns vor, ein kulturelles Festival auf die Beine zu stellen, um die Menschen zu verzaubern, anzuregen und vielleicht sogar aufzuregen. Diese Vision können wir leben und erschaffen, wenn wir die Kräfte, die in unserer kleinen Gemeinde Stumm vorhanden sind, nützen – Kräfte, die wir bündeln können, um uns der Kunst zu nähern, um uns frei zu machen von Zwängen, um zuzuhören und zuzuschauen, um unsere Augen nicht mehr vor unangenehmen Dingen zu verschließen. Wenn Menschen aus einem Konzert, einem Schauspiel oder einer Bilderausstellung etwas weniger blind, etwas weniger taub herauskommen, haben wir mehr erreicht, als wir je zu träumen gewagt haben", lautete das Motto.

Buntes Programm

Unter dem Konzept, Theater mit Laiendarstellern unter professioneller Führung zu machen, waren jeweils ein Freilichtstück sowie ein vielfältiges Rahmenprogramm mit Schwerpunkten für Groß & Klein im Zwei-Jahres-Takt angedacht. 2004 schließlich zauberte das Kulturfestival „Commedia dell'arte" ins Zillertal und eroberte mit Carlo Goldonis „Der Diener zweier Herren" als Hauptpart das erste Mal die Bühne. 
William Shakespeares Komödie „Ein Sommernachtstraum" folgte 2006. Als zweite Eigenproduktion kam „Mit kalter Hand" zur Uraufführung. Dem Stück liegt ein Raubmord, der 1889 in Stumm geschehen war, zugrunde. Autorin Christina Kühnreich hatte 32 Jahre nach diesem Geschehnis angesetzt und die einzige Überlebende dieser Tragödie, nun erwachsen, ihr schreckliches Erlebnis mithilfe eines Psychoanalytikers aufarbeiten lassen. Das wahre Geschehnis selbst war filmisch nachgestellt und als Bild- und Filmsequenz eingeblendet worden. 
2008 eroberte Miguel de Cervantes' „Don Quixote“ die Freilichtbühne, nach der Romanvorlage eigens für den „stummer schrei" verfasst von Christina Kühnreich. „Für immer Stumm" hieß es 2010, eine Posse aus der Feder von Uli Brée und Gabriel Castañeda Senn, die zum Sommerhit avancierte. Das Thema „Heimat" kam ebenfalls im Kühnreichs Zweitstück „Heimat 20.10", unter der Regie von Miriam Michel, facettenreich zum Ausdruck. 
Im Mittelpunkt des Kulturfestivals 2012 stand die Internationalität, wurde doch die Region Schauplatz für eine der größten österreichischen Jugendbewegungen, bei der 50 Jung-Theaterleute aus sieben Ländern in Stumm zusammentrafen, um Theater zu „leben". Als Theaterhighlight war Edmond Rostands romantische Komödie „Cyrano" (Übersetzung von Ludwig Fulda) auf dem Programm, in „stummer schrei"-Neufassung von Roland Silbernagl und Didi Weyrowitz.

Eine neue Ära

Dann, nach dem Rücktritt von Roland Silbernagl noch im selben Jahr, formierte sich 2013 ein neuer Vorstand für den „stummer schrei". Der neue Obmann Ludwig Glaser und künstlerische Leiter Thomas Gassner führten mit ihrem Team Silbernagls Lebenswerk ehrenvoll fort. Ulrich Bechers und Peter Preses' tragische Posse „Der Bockerer", inszeniert von Thomas Gassner, bildete 2014 das Herzstück des Festivals. Erstmals nicht mehr als Freilichtaufführung, sondern im Festival-Stadl „Dorfbäck".
Für frischen Wind sorgte 2016 eine Änderung bezüglich der Leitung des „stummer schrei". Christoph Crepaz wurde als Festivalleiter bestellt, die künstlerische Leitung aufgeteilt: Thomas Gassner war weiterhin für Theater zuständig, Klarinettist Helmut Sprenger - bereits einige Male beim Kulturfestival aufgetreten - für den Bereich Musik verantwortlich.
Dramatiker Felix Mitterer verfasste für dieses Jahr das Auftragswerk „Märzengrund" für den „stummer schrei". Mit dem Stück wurde einem ganz besonderen Menschen ein Denkmal gesetzt, dem Zillertaler Bauernsohn „Simal", im Stück Elias genannt, der Traditionen und Gesellschaftszwang hinter sich gelassen hatte, um in der Natur, im besagten Märzengrund, sein eigenes Leben zu führen. Inszeniert wurde das Stück von Konrad Hochgruber und aufgrund des großen Erfolgs im darauffolgenden Jahr nochmals aufgeführt. Das vom ehemaligen ORF-Tirol-Redakteur Martin Sailer ebenfalls als Hörspiel adaptierte Drama wurde als „Ö1-Hörspiel des Jahres 2018" sowie bei den „Zonser Hörspieltagen" 2019 als bestes regionalsprachiges Hörspiel im D-A-CH-raum ausgezeichnet. Die Verfilmung unter der Regie von Adrian Goiginger, der gemeinsam mit Felix Mitterer zudem das Drehbuch verfasst hatte, kam 2022 in die Kinos, produziert von Metafilm GmbH unter Produzent Michael Cencig. Beim Film-Festival Bozen erhielt der Film den „Preis des Landes Südtirol".
Mit den „Tiroler G'schichtln" wurde 2016 weiteren besonderen Personen Wertschätzung gezollt. Drei Frauen – drei Lebensgeschichten – drei Schicksale – drei Zeitzeugnisse der besonderen Art. Drei unterschiedliche Frauen, die das Streben nach einem menschenwürdigen, erfüllten Leben gemeinsam hatten, trotz einer von Wahnsinn geprägten Zeit. In Form von Minidramen holten die Autoren Josef Holzknecht („Die Schneiderin"), Seimon Dreist („HitlerJüdin") und Ekkehard Schönwiese („s' Moidele") Schneiderin Anna Zoch, die jüdische Sängerin und Tänzerin Friedl Weiss sowie Marketenderin Maria Rogl vor den Vorhang. Regisseur Andreas Haun verband die drei Biografien zu einem „Stück im Stück", verflochten mit zeitkritischen Komponenten.

Weiter aufwärts

Die Wiederaufnahme des Erfolgsstücks „Märzengrund" im Jahr 2017 führte zum jährlichen Veranstaltungs-Rhythmus des Kulturfestivals. Christoph Crepaz übernahm zur Festival- noch die kulturelle Leitung, und KR Hannes Kerschdorfer wurde als neuer Obmann ins „stummer schrei"-Boot geholt. Crepaz setzte auf Erweiterung des künstlerischen Angebots, vor allem auf der Musikebene, wo es ihm gelang, Traditionelles mit Extravagantem sowie Zugängliches mit Herausforderungen in Kontrast zu setzen.
2018 wurde einmal mehr ein Werk in Auftrag gegeben, diesmal bei Dramatiker Martin Plattner. „Die Erben", in Szene gesetzt von Festival-Initiator Roland Silbernagl, ließ in menschliche Abgründe, hervorgerufen durch maßlose Geldgier, blicken. Erstmals bot der „stummer schrei" ebenso jungen Nachwuchstalenten aus der Region eine Bühne, und zwar mit der Einführung der „Klassik-Matinée am Sonntag" sowie im Rahmen der „Klassik-Matinée im Stadl" im Folgejahr.
Doppeljubiläum im Jahr 2019: 15 Jahre „stummer schrei" und zehntes Spieljahr. In diesem kontrastierte Thomas Gassner in seiner satirischen Posse „Raffl" die Geschichte des Tiroler Freiheitskämpfers Andreas Hofer mit dem Schicksal dessen Denunzianten und bot damit nicht dem historischen Helden, sondern dem stets Übergangenen eine Bühne. Eine „Liebeserklärung" an seine Heimat Tirol, wie Gassner sein Stück bezeichnete, die Regie lag wieder in den bewährten Händen von Konrad Hochgruber. Als starkes Gastspiel stand Mitterers „Besuchszeit" auf dem Programm, in einer außergewöhnlichen Inszenierung von Anita Köchl und Doris Kirschhofer, in Kooperation mit Regisseur Hanspeter Horner. Bittersüß & satirisch kamen an drei Schauplätzen Situationen menschlicher Abgründe zutage. Zudem begeisterte im Festival-Stadl „Märzengrund" als Live-Hörspiel.
Corona machte 2020 einen Strich durch die kulturelle Rechnung des „stummer schrei". 2021 stand das Festival unter dem Motto „Nähe, Austausch, Begegnung". Die Erfolgsgeschichte des „stummer schrei" sollte mit zwei Stücken des Autors, der das Festival entscheidend geprägt hatte, gefeiert, und „Märzengrund" wie „Besuchszeit" sollten nochmals auf den Spielplan gesetzt werden. 
Für „Verdienste um die Kultur, insbesondere um das Theaterwesen" mit der „Verdienstmedaille des Landes Tirol" ausgezeichnet wurde in diesem Jahr „Märzengrund"-Hauptdarsteller Heinz Tipotsch – u. a. gleichfalls ehemals Gründungsobmann der Zillertaler Volksschauspiele sowie Gründer des noch jungen Vereins „Tiattarei". Auf Initiative von Heinz Tipotsch und Friedl Wildauer hatte Felix Mitterer als Auftragswerk die Geschichte der lutherischen Protestanten im Zillertal, der Inklinanten, im Stück „Verlorene Heimat" verarbeitet, zum Gedenken an die über 400 Auswanderer, die 1837 aufgrund ihrer religiösen Ausrichtung aus ihrer Heimat vertrieben worden waren. Der Verein Zillertaler Volksschauspiele war gegründet worden, um dieses Großprojekt realisieren zu können. Unter der Regie von Ekkehard Schönwiese war das historische Theaterstück schließlich zum „150-Jahr-Gedenken" der Auswanderung 1987 mit über 120 Mitwirkenden einzigartig und erfolgreich am Stummer Dorfplatz uraufgeführt und vom ORF aufgezeichnet worden. Anschließend hatte der VZV für weitere Jahre die Volksbühnen des Bezirks mittels gemeinsamer Projekte begleitet. Dabei profitierten die Laiendarsteller durch die Zusammenarbeit mit professionellen Regisseuren. 
Musikalisch standen 2021 kulturelle wie klangliche Mehrsprachigkeit & musikalische Dialoge über Genres hinaus im Vordergrund sowie die Kooperation mit dem Jugendmusikwettbewerb „prima la musica." 
Dem oberösterreichischen Bauern Franz Jägerstätter wurde im Hauptstück 2022 Andenken gezollt. In seinem biografischen Drama erzählte Felix Mitterer anhand 30 Szenen die Geschichte dieses Familienvaters, der aus religiöser Überzeugung den Kriegsdienst verweigert hatte und von den Nazis hingerichtet worden war. Regie führte Konrad Hochgruber. Als Zweitstück wurde im Theatersaal Tipotsch Yasmina Rezas „Kunst“ unter der Regie von Anita Köchl aufgeführt. Ein Highlight war außerdem die Vorpremiere der „Märzengrund“-Verfilmung im Festival-Stadl „Dorfbäck".
Bereits 2012 mit dem Skiareatest-Sommer-Award, dem Innovationspreis special Award „Kunst & Kultur" ausgezeichnet, durfte sich das Kulturfestival „stummer schrei" gleichfalls 2022 über den Skiareatest-Award, diesmal für „Kunst und Musik" GOLD, freuen. Zudem erhielt Konsul Christoph Crepaz den Specialaward „Festivalleitung" überreicht. 2023 legte der langjährige Intendant und maßgebliche Gestalter die Festivalleitung nieder, um sich neuen beruflichen Herausforderungen zu stellen. Als neuer künstlerischer Leiter wurde Schauspieler Edwin Hochmuth bestellt, der sich zudem mit Obmann-Stellvertreterin und interimistischer Kassierin Sigrun Hirschhuber, die sich um Buchhaltung und Finanzen kümmert, die Festivalleitung teilt.