Geschichtestummer schrei

2003
2004
2006
2008
2010
2012
2014
2016
2017
2018
2019
2020
2021
2022
2003

DER STUMMER SCHREI - EINE VISION VON ROLAND SILBERNAGL

Seine Anfänge nahm das Festival im Jahr 2003 mit Roland Silbernagl, der eine Vision hatte: der Regisseur und Schauspieler wollte beruflich die Seite wechseln und Regie einmal ganz anders machen. Er wollte das Potential des schönen Dorfplatzes in Stumm nutzten und eine Sommerspielstätte ins Leben rufen, an der es verschiedenste Aufführungen, musikalisches Programm, Lesungen, aber auch Ausstellungen oder Filmvorführungen geben könnte; ein ganzes Paket von Kunst und Unterhaltung. Das war die Geburtsstunde des stummer schrei Kulturfestivals.

„Immer, wenn Menschen sich treffen und einem kulturellen Ereignis beiwohnen, sei es bildender oder darstellender Natur, entstehen Räume, Freiräume für Körper Geist und Seele.“ – Roland Silbernagl

Die Idee Silbernagls fiel wohl deshalb auf fruchtbaren Boden, weil die Gemeinde Stumm bereits auf einige Kulturinitiativen zurückblicken konnte. Hannes Ebster vom Landgasthof Linde leistete ab 1992 mit stummer laut Pionierarbeit und auch unser jetziger Obmann KR Johannes Kerschdorfer war schon vor dem Festival in lokale Kulturprojekte involviert.

2004

GRÜNDUNG DES VEREINS UND UMSETZUNG DES ERSTEN FESTIVALS MIT DEM "DIENER ZWEIER HERREN" ALS HAUPTSTÜCK

Roland Silbernagl war sich sicher, dass seine Vision bald Realität werden könnte, wenn die ganze Gemeinde an einem Strang zieht. Also sammelte er seine Freunde ein und gründete einen Verein mit Eckhart Nocker, Martin Flörl, Mike Kröll, Stefan Angerer und Pepi Schellhorn.

Erfolgsgarant für ein attraktives Festival ist natürlich ein gutes Programm. Dieses sollte sich aus Altbewährtem und Experimentellem zusammensetzen. Den Auftakt des ersten Festivals im Jahr 2004 bildete Carlo Goldonis "Der Diener zweier Herren" auf der open air Bühne im Feld hinter dem Stummer Schloss.

Zudem wurde der Mittwoch als „Experimentelle Spielwiese" eingeführt. Das Publikum sollte Neues erfahren und Gewohntes vielleicht über den Haufen werfen. Vor allem aber sollten sie sich im vielfältigen Spiel der Laienschauspieler aus dem Zillertal und ihren professionellen Kolleginnen und Kollegen wiedererkennen und sich zu Hause fühlen.

2006

"EIN SOMMERNACHTSTRAUM" VON SHAKESPEARE IST HAUPTSTÜCK UND "MIT KALTER HAND" ERZÄHLT EINE WAHRE GESCHICHTE AUS STUMM

Auf einer fantastischen Freilichtbühne wurde in diesem Jahr das Hauptstück "Ein Sommernachtstraum", ein echter Klassiker von Shakespeare, in Szene gesetzt. Selbstverständlich blieb man dem Grundkonzept treu und arbeitete mit hervorragenden Laien aus dem ganzen Tal zusammen. Bei der Inszenierung war es dem Regisseur Roland Sibernagl wichtig, die Konflikte zwischen Mann und Frau in den Vordergrund zu stellen. Waldgeister und Trolle sowie Elfen bei Shakespeares Original, wurden bei der Umsetzung des stummer schrei zu Geistern aus Tirol und dem Zillertal.

Ebenfalls in eigener Produktion wurde "Mit kalter Hand" inszeniert, in der eine wahre Begebenheit in Stumm aus dem Jahre 1890 künstlerisch bearbeitet wurde. Dies spiegelt einen der Grundsätze des stummer schrei wider: Es sollen Stoffe aufgearbeitet werden, die mit der Gemeinde Stumm oder der Umgebung zu tun haben.

2008

"DON QUIXOTE" IST HAUPTSTÜCK UND DIE "TIROLER ABENDE" STELLEN EINEN STARKEN REGIONALBEZUG HER

Auch bei der Umsetzung des Festivals im Jahr 2008 hielt man an den Paradigmen des stummer schrei fest: Man wollte Regionales mit Internationalem verbinden, Traditionelles mit Neuem. So wurden in diesem Jahr die "Tiroler Abende" eingeführt, an denen regionale Künstler das Publikum mit magischen Momenten, Unerwartetem und Experimentellem verzauberten.

Das hervorragende Schauspielensemble um Roland Silbernagl, stellte sich in diesem Jahr der gewaltigen Aufgabe, die Abenteuer des "Don Quixote" auf die Bühne zu bringen. Bei dieser Inszenierung von "Don Quixote" handelte es sich um eine ganz besondere Interpretation: Christina Kühnreich, die schon als Erfolgs-Autorin des Stückes "Mit kalter Hand" beim stummer schrei bekannt war, arbeitete den Romanstoff zu einem Theaterstück um. Sie ließ in ihrer Bearbeitung auch den Autoren Cervantes selbst auftreten, der sich immer wieder mit Kommentaren direkt an das Publikum wendete.

2010

DAS HAUPTSTÜCK "FÜR IMMER STUMM" UND DIE "HEIMAT ABENDE" RÜCKEN STUMM ERNEUT INS ZENTRUM DES FESTIVAL

Das Hauptstück im Jahr 2010 "Für immer Stumm" ist eine Mischung aus Volkstheater und Krimi; ein „Spiel im Spiel“. Eine Theatergruppe möchte unter der Leitung eines chaotischen Regisseurs ein Stück aufführen. Doch plötzlich passiert etwas Unvorhergesehenes – ein Mord. Dummerweise steht der nicht im Drehbuch und die Leiche steht auch nicht wieder auf. Die Suche nach dem Mörder führt so weit, dass sogar das Publikum unter Verdacht gerät. Stumm steht Kopf. Ein echter Publikumserfolg bei dem sich Kunst hautnah miterleben ließ!

Dieses Spiel mit der Region konnte man auch im Musikprogramm wiederfinden: Die "Heimat-Abende" zeigen ungeahnte Facetten rund um das Thema „Heimat“ auf. Dieses Festival stellt die kleine Gemeinde Stumm und deren Zusammenhalt in den Mittelpunkt. In Stumm wird Kultur gezeigt, wie sie sonst nur in Großstädten produziert wird.

2012

DAS FESTIVAL BRINGT EUROPA NACH STUMM UND STEHT VOR PERSONELLEN HERAUSFORDERUNGEN

Der Fokus des Kulturfestivals 2012 lag auf der Internationalität, denn die Region wurde Schauplatz für eine der größten österreichischen Jugendbegegnungen, bei der 50 junge Theaterleute aus sieben verschiedenen Ländern in Stumm zusammentrafen, um Theater zu „leben“.

Darüber hinaus wurde bei der komödiantischen Romanze "Cyrano", die Zillertaler Landschaft atemberaubend in Szene gesetzt. Texteinschübe im heimischen Dialekt ergänzten die Poetik des Degenheldens Cyrano. Das stummer schrei Festival ist in seiner Hochphase und wächst immer weiter über sich hinaus. Doch dann der Schock: Roland Silbernagl entschloss sich nach neun Jahren seine Ämter niederzulegen. „So jetzt ischis aus“, sagten alle. „Nein“ erwiderte Silbernagl, „ich habe das nicht für mich gemacht-ich habe das Festival für mein Stumm, meinen Heimatort kreiert. Das war das Größte, künstlerisch wertvollste, was ich bis jetzt in meinem Leben erschaffen habe.“

2014

MIT OBMANN LUDWIG GLASER UND UNTER KÜNSTLERISCHER LEITUNG VON THOMAS GASSNER WIRD "DER BOCKERER" INSZENIERT

Wer jedoch denkt, dass der Rücktritt von Roland Silbernagl im Jahr 2012 das Ende des stummer schrei war, der hat sich getäuscht! Durch den neuen Obmann Ludwig Glaser und Thomas Gassner, der die künstlerische Leitung übernahm, wurde das Lebenswerk von Roland Silbernagl ehrenvoll weitergeführt.

Die tragischkomische Posse "Der Bockerer" war 2014 das Herzstück des Festivals. Das stummer schrei Ensemble versetzte das Publikum ins Österreich der NS-Zeit zurück. In charmanter Manier erzählt die Posse vom Schicksal des Metzgermeisters Karl Bockerer. Mit "Der Bockerer" hat der stummer schrei das Publikum berührt und emotionalisiert – es war eine Geschichte über Menschlichkeit, Engstirnigkeit, Verlust und Freundschaft.

2016

FESTIVALLEITER CHRISTOPH CREPAZ FÜHRT DEN 1-JAHRES RHYTHMUS BEIM STUMMER SCHREI EIN, BEI DEM 2016 "MÄRZENGRUND" ZU SEHEN WAR

Christoph Crepaz übernahm in diesem Jahr zum ersten Mal die Festivalleitung und sorgte für frischen Wind beim stummer schrei. Mit dem Ziel vor Augen, nach all dem Trubel für Kontinuität zu sorgen, wurde nun ein 1-Jahres Rhythmus eingeführt. Außerdem wurde die künstlerische Leitung aufgeteilt. Thomas Gassner kümmerte sich ums Theater, und Helmut Sprenger war für den Bereich Musik verantwortlich.

Im Zentrum stand der Dramatiker Felix Mitterer und sein eigens für den stummer schrei geschriebenes Stück "Märzengrund". Das Volkstheater beruht auf einer wahren Begebenheit, die sich vor noch nicht allzu langer Zeit im Zillertal ereignete. Ein Bauernsohn, der vor gesellschaftlichen Zwängen und Belastungen ins Gebirge flieht und 40 Jahre nicht zurückkehrt. Mitterer selbst meinte, dass dies wahrscheinlich sein wichtigstes Werk bislang sei und das nicht ohne Grund: "Märzengrund" wurde zum absoluten Publikumserfolg.

2017

WIEDERAUFNAHME "MÄRZENGRUND", CHRISTOPH CREPAZ ÜBERNIMMT KÜNSTLERISCHE LEITUNG UND KR JOHANNES KERSCHDORFER WIRD NEUER OBMANN

Aufgrund des großen Erfolgs wurde "Märzengrund" von Felix Mitterer im Jahr 2017 wieder aufgenommen. Die wahre Geschichte eines Zillertalers, der sich gegen den traditionellen Lebensentwurf stellt und 40 Jahre in Abgeschiedenheit lebt, begeistert das Publikum nach wie vor.

In diesem Jahr übernahm Festivalleiter Christoph Crepaz zusätzlich die künstlerische Leitung des Kulturfestivals und setzte auf Erweiterung des künstlerischen Angebots. Vor allem auf der Musikebene gelang es ihm, Traditionelles mit Extravagantem sowie Zugängliches mit Herausforderndem in Kontrast zu setzen. So sorgte er beim stummer schrei für ein buntes Programm, das von einem energiegeladenen Sound aus Kuba, über feurige Latinpop – Rhythmen bis hin zu feinen Barock-Klängen reichte. Unterstützung bekam er von KR Johannes Kerschdorfer, dem neuen Obmann des Kulturfestivals im Zillertal.

2018

DIE EIGENPRODUKTION "DIE ERBEN" SORGT FÜR BEGEISTERUNG UND IM RAHMEN DER "KLASSIK-MATINÉE" WERDEN JUNGE TALENTE AUS DER REGION GEFÖRDERT

Menschliche Abgründe, die durch maßlose Geldgier hervorgerufen werden, thematisiert der Tiroler Martin Plattner, in seinem Theaterstück "Die Erben". Es gelingt ihm eine groteskhumorvolle Farce, in deren Mittelpunkt die Frage steht, was im Leben noch übrigbleibt, wenn das Geld verprasst oder vererbt ist. Besonders freuen durfte man sich auch über Roland Silbernagl. Der Gründer des stummer schrei, wirkte als Regisseur von "Die Erben" beim Kulturfestival erneut mit.

Mit der Einführung der "Klassik-Matinée" am Sonntag, bot der stummer schrei erstmals jungen Nachwuchstalenten aus der Region eine Bühne. Schon immer lag dem stummer schrei die Förderung aufstrebender junger Künstler und Künstlerinnen am Herzen und diese sollte nun durch die "Klassik-Matinéen" ein konstanter Programmpunkt des Festivals werden.

2019

DER STUMMER SCHREI  FEIERT SEIN 15-JÄHRIGES BESTEHEN

15 Jahre und kein bisschen leise. Das stummer schrei Kulturfestival feiert 2019 seit 15. Jubiläum und sorgt mit einem bunten Programm für große Begeisterung bei den Zuschauern.

Mit der Eigenproduktion „Raffl“ greift das Festival erneut ein regionales Thema auf. Die zweite Theaterproduktion „Besuchszeit“ von Felix Mitterer überzeugt durch eine außergewöhnliche und humorvolle Neuinszenierung sowie der starken schauspielerischen Leistung von Anita Köchl und Doris Kirschhofer. Außerdem wird der Publikumserfolg „Märzengrund“ von Felix Mitterer anlässlich des Jubiläums als Live-Hörspiel auf die Bühne zurückgeholt und zeigt durch die neue Darstellung überraschende und beeindruckende Facetten auf.

2020

VORFREUDE IST DIE SCHÖNSTE FREUDE

Nähe. Austausch. Begegnung. All das bringt ein Kulturfestival im besten Fall mit sich. Die globale Verbreitung des Coronavirus hat nicht nur die stummer schrei Festivalpläne, sondern die gesamte Welt aus den Fugen gebracht. Wir haben uns schweren Herzens zu unserer ersten Festival Absage des stummer schrei entschieden. Der Festivalleiter Christoph Crepaz betont jedoch: „Es wird weitergehen. Weil das Zillertal Nähe, Austausch und Begegnung braucht. Und weil Kultur Nähe, Austausch und Begegnung schafft.“

Umso mehr freuen wir uns deshalb auf 2021, denn Stumm bleibt nicht ewig stumm und hat bereits erste laute Ankündigungen vorzuweisen. Bereits jetzt ist das Programm für nächstes Jahr festgelegt und bietet somit einen spannenden Einblick auf das, was kommt. Überzeugen Sie sich selbst.

2021

WENN VISIONEN WEITERLEBEN

… dann bietet der stummer schrei in schwierigen Zeiten einen nahrhaften Boden für Kunst & Kultur. In Zeiten wie diesen, in denen es lange still um die Kultur hat sein müssen, da soziale Distanz in unseren Alltag eingezogen ist, gewinnt der stummer schrei geradezu an emotionaler und programmatischer Bedeutung; denn stumm heißt nicht still, Kultur nicht Stillstand. Mehr denn je ist die Sehnsucht nach „Nähe, Austausch, Begegnung“ groß, vielleicht größer denn je. Ermutigung, Zuversicht und vor allem die Freude nach einer Revolution der Kunst & Kultur setzen mit spannenden Impulsen auf eine pandemische Deeskalation, die ihresgleichen sucht und findet.

Programm-Highlights: Märzengrund von Felix Mitterer. DADA.TIROL.100. mit Florian Kaplick. Lockdown Kinderrechte, Pubertät, Fein R. I. P. … und Eiscreme von Miro Gavran halten uns bei Laune, sind Seelenberührer und Seelenfutter 2021. Der Rahmen der Zeit dazu könnte nicht besser sein!

2022

KULTURELL GUT VERWURZELT

Die Zeiten sind und bleiben unruhig. Umso mehr sehnt man sich nach Halt und Haltung. Der stummer schrei wurzelt weiter, seit seinem ersten Keimen 2004. Ruhe und Standfestigkeit sind ein fruchtbarer Boden. Bringen Kräftiges hervor. Treiben Blüten in betörender Klarheit und farbenfroher Konzentration. Strahlkraft und Nachhall stehen für das Programm des stummer schrei 2022. Halten wir fest an Tradition und Volkskultur. Geben wir fruchtende Erde auch dem Neuen.

Premiere und Highlight: Jägerstätter von Felix Mitterer, ein Garant für Gänsehauteffekt bei lauen Sommernächten, wenn der kalte Ostwind stört! Freuen wir uns ebenso auf: Märzengrund Der Film, Lume – die Stimme der Liebe des Duos Kljuco & Milusic, Viktoria Hirschhuber Klavier im FeuerWerk, Knoedel Der Aufschnaiter, Tiroler Landesjugendorchester mit Gustav! – der Titan und verlassen wir die Wurzeln unseres Daseins mit „Himmlische Chormusik“ mit dem Kammerchor Stuttgart unter Frieder Bernius.